Text für den Verkündigungsteil der ThomasMesse am 27.04.2003
Im St. Petri Dom zu Bremen
Bibeltext: Lk 24, 13-35 (Vorgetragen in den drei Abschnitten 13-17, 18-27, 28-35)
Wir hörten aus der Bibel, wie die beiden Jünger ihrem neuen Wegbegleiter
von ihrer Enttäuschung berichteten. Sie hatten bis zu Seinem Tod darauf
vertraut, dass Christus sie erretten würde.
Und nun?
Ihnen fallen bestimmt Phasen in Ihrem Leben ein, als Sie von Dingen, Menschen; vom Leben oder gar von Gott enttäuscht wurden.
Wie sind Sie mit Täuschungen fertig geworden? Für mich war es manchmal
ein langer Weg.
Wir kennen die Bilder für solche Lebensabschnitte:
Mir fiel dazu diese kurz zusammengefasste Geschichte ein:
"Ein junges Mädchen wohnte hoch in den Bergen, behütet bei seiner
Familie. Aber es träumte vom Meer und davon, sich den salzigen Wind durch
die Haare wehen zu lassen. So machte es sich von den Eltern gesegnet auf den
langen Weg. Irgendwann kam es an eine Wegkreuzung. Leider waren dort keine Ausschilderungen
der Art üblich: ‚zum Strand links, 120 Kilometer'. So musste das Mädchen
sich selber entscheiden - konnte es aber nicht. Noch nicht? So ging es irgendwann
mit lieben Menschen ein Stück entlang eines der Wege und lebte viele Jahre
zufrieden mit ihnen. Dann gab sie aber doch wieder ihrem Traum nach, ging zur
Wegkreuzung zurück und versuchte sich erneut zu entscheiden. Das ging noch
zweimal in der gleichen Art mit den anderen Wegen.
Und nun saß sie wieder, oder noch immer an der Kreuzung: zu alt, um ihrem
Traum weiter nachgehen zu können.
So hat sie nie erfahren, dass sie irgendeinen der drei Wege hätte wählen
können. Alle drei führten zu dem Ziel des jungen Mädchens."
Die Geschichte eines Menschen auf dem Weg, wenn die innere Stimme versagt.
Soweit ich weiß, hat das Mädchen aber auch die eine Chance nicht genutzt, die wir haben, wenn wir auf schwerem Weg unterwegs sind: Im Vertrauen auf Gott, können wir Ihn, auch durch Christus, um Rat fragen, um Hilfe für unsere Schritte bitten. Und so, wie Jesus seinen zwei Jüngern auf den Weg half, zu erkennen, werden wir aus dem Vertrauen auf Gott vielleicht, irgendwann sogar wieder Vertrauen zu dem gewinnen,
uns enttäuschte.
Udo R.